Heimat hat bei Christian Fankhauser mit einem geregelten Umfeld, Ordnung und Übersicht zu tun. Genau das hilft ihm auch bei seiner Arbeit als Federkielsticker.
Blickt man in seiner Werkstatt aus dem Fenster, versteht man, warum seine Kunden den Termin zur Bestellung ihres Ranzens allzu gerne mit einem Kurzurlaub im Thierseetal verbinden.
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Der Ranzen als Visitenkarte
Die Bestellung eines Ranzens folgt einem bestimmten Ritual. Zuerst geht es um die Form des Ranzens. Christian Fankhauser fertigt hauptsächlich Blattranzen. Dafür wird ein Schild lose auf den eigentlichen Ranzen aufgesetzt. Damit gewinnt der Träger an Komfort und Identität: Denn traditionellerweise werden Blattranzen nur in Tirol und dem benachbarten Bayern getragen. Die Südtiroler bevorzugen die Riemen-Form ohne Blatt. Die Form alleine gibt also schon einen Hinweis auf den Träger. Doch es ist die Stickerei, die aus jedem Ranzen eine Visitenkarte macht. Das braucht Zeit. »Unter einer Stunde geht bei der Bestellung eines Ranzens gar nichts«, erklärt Christian Fankhauser. »Ich brauche ein Gefühl für den Geschmack des Trägers, bevor ich mich an seinen Ranzen mache.«
Ich brauche ein Gefühl für den Geschmack des Trägers, bevor ich mich an seinen Ranzen mache. Christian Fankhauser
Gestickt und zugenäht - Verzierung mit Tradition
Wer die Berge sieht und in den Bergen wohnt: So einfach lassen sich die Kunden von Christian Fankhauser eingrenzen. Denn nur Männer aus der Bergregion brauchen Ranzen, um sich an Festtagen zu schmücken. Gut, dass sich der gelernte Thierseer Koch dem traditionellen Handwerk des Federkielstickens zugewandt hat.
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Persönlichkeit in Leder gestickt
In jeden Ranzen lässt er sein Wissen über die Trachten der Region des Kunden einfließen. Achtet auf typische Farben oder Verarbeitungstechniken. Bei dem Entwurf der Verzierung orientiert er sich an den verschnörkelten Stickereien des Spätbiedermeiers, entwirft aber für jeden Ranzen ein individuelles Motiv. »Keiner meiner Ranzen soll dem anderen gleichen«, hat er sich selbst ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Oft stickt er auch Familienwappen, Ortswappen oder Initialen in die Ranzen. Will ein Kunde jedoch den Habsburger Adler oder das Wittelsbacher Wappen, muss er eine schriftliche Erlaubnis der jeweiligen Familie bringen. Das nimmt der Federkielsticker genau. Außer bei Thierseern. Da hat er die Erlaubnis, das Wappen ohne Anfrage auf den Ranzen zu sticken. Erst nachdem dieses Prozedere abgeschlossen ist, widmet er sich dann 80 bis 200 Stunden dem Nähen und Sticken. Dann erst kann der Träger ihn ausführen.
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Wissen als Schlüssel zur Tradition
Neben Ranzen verziert Christian Fankhauser auch Gürtel, Handtaschen, Geldtaschen und Hosenträger mit seiner Federkielstickerei. Den Namen dieses traditionellen Handwerks hat es von den verwendeten Fäden: Federkiele sind Fäden, die aus Pfauenfedern geschnitten werden. „Erst nach vielen Stunden Sticken, als ich in den Augen meines Lehrmeisters so weit war, verriet er mir die Technik des Kielschneidens“, erzählt der Thierseer. Es war ein besonderer Moment, sozusagen der Meisterbrief. Ursprünglich ist er gelernter Koch, doch als er für seine Hochzeit einen Ranzen bestellen wollte, nahm ihn der Ranzensticker kurzerhand unter seine Fittiche. Heute hütet Christian Fankhauser das Wissen über die Federkielschneidetechnik als wohlgehütetes Berufsgeheimnis. Denn es entscheidet über die Qualität des Ranzens. Wird er nämlich nicht in der genau überlieferten Reihenfolge zugeschnitten, bricht der Kiel beim Sticken - oder noch schlimmer - beim Tragen. Ein Wissen, das Christian Fankhauser mündlich weitergegeben wurde. Auch er hat es nie zu Papier gebracht. »Natürlich könnte man auch Polyesterfäden verwenden. Doch das hat nichts mehr mit Tradition zu tun. Und die Qualität leidet«, erklärt der Federkielsticker.
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Zusammenarbeit von Traditionshandwerk
Wenn möglich, kauft Christian Fankhauser seine Pfauenfedern bei einem Chiemgauer Bauern. »Doch weil die Pfaue vor der Paarung so schreien, hält sich bei uns fast keiner diese Tiere«, schmunzelt er, »aus Liebe zu den Nachbarn.« Sein Leder kauft er hauptsächlich bei einem Gerber in Pill bei Schwaz. Nur vom Feinleder gibt’s zu wenig in der Umgebung. Das werde meist als Lammfell verkauft. Die Verschlüsse, die lässt der Federkielsticker in Aschau fertigen. Von einem ebenso kleinen und traditionellen Handwerksbetrieb wie seinem. Auf die Vernetzung der traditionellen Handwerker der Region legt der Thierseer viel Wert.
Wer sich auch gerne mit fremden Federn schmücken will, sollte einen Termin in Christian Fankhausers Werkstatt vereinbaren:
Wer die Berge sieht und in den Bergen wohnt: So einfach lassen sich die Kunden von Christian Fankhauser eingrenzen. Denn nur Männer aus der Bergregion brauchen Ranzen, um sich an Festtagen zu schmücken. Gut, dass sich der gelernte Thierseer Koch dem traditionellen Handwerk des Federkielstickens zugewandt hat.
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