Sein Auftragsbuch ist voll. Auch wenn der Meister Hans Neuschmid Konkurrenz von großen Schmieden und Schlossereien hat. Doch für manche Dinge braucht es den »kleinen« Schmied. Persönliche Grabkreuze, zum Beispiel. Vielleicht steht seine Schmiede deshalb im Ortskern von Erl. Schräg gegenüber des Friedhofes.
»In manchen Gegenden sind Grabsteine üblich, bei uns werden nur Kreuze aufgestellt.« Das Eisen kauft der Schmied in Kufstein, bei einem ebenso traditionellen Betrieb. Daraus schmiedet er große Dinge, seine Spezialität sind jedoch filigrane Verzierungen. Das bloße Draufhauen ist nicht sein Ding. Lieber verliert er sich in feinen Arbeiten, die Fingerspitzengefühl fordern. Dass Hans Neuschmid aufgrund der 200-jährigen Familientradition des Schmiedens verwurzelt ist, steht außer Frage. Sein Vater, Hans Neuschmid Senior, hat durch die Teilnahme an internationalen Schmiedetreffen und Öffentlichkeitsarbeit für die Schmiede maßgeblich dazu beigetragen, dass der Sohn heute noch seine Berufung leben kann.
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Alte Kunst für moderne Lebensart
Hans Neuschmid profitiert zurzeit von einem Trend: Auf Alt gemacht - mit Struktur und Rost - ist gefragt. Sieben oder acht Jahre hat er keine einzige Vorhangstange geschmiedet. In den letzten zwei Jahren dafür über 200 Stück. Für Hotels und Privathäuser der Umgebung, die mit Altholz Gemütlichkeit ins Zuhause holen wollen. Da passen dann auch besser handgeschmiedete Vorhangstangen und Schlösser dazu. Im Unterschied zu industriellen Schmieden macht er für jeden Auftrag eine individuelle Skizze. »Weil es für mich manchmal schneller geht, schmiede ich das gewünschte Objekt in klein, um es meinen Kunden zu zeigen«, erklärt der Erler.
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Kreativ und persönlich
Hans Neuschmid mag auch die Gestaltung von Grabkreuzen. Eine sehr persönliche, manchmal auch taktvolle Angelegenheit, oft verbunden mit Tränen und Kummer. »Da unterstützt mich zum Glück meine Mutter. Sie berät und tröstet die Angehörigen, wenn sie zum ersten Jahrestag das Kreuz bestellen. Hans Neuschmid konzentriert sich derweil auf die Lebensgeschichte des Verstorbenen. Das Kreuz soll dessen Persönlichkeit widerspiegeln. Mit Verzierungen wie Ähren und Vieh schmückt er zum Beispiel das Grabkreuz eines Landwirts. Manchmal hat er mit den Empfängern der Kreuze persönlich zu tun, wenn sie ihr Grabkreuz selbst gestalten. Die Aufbewahrung übernimmt dann der Schmied. »Es zuhause zu lagern, empfinden meine Kunden als böses Omen«, versteht Hans Neuschmid.
In manchen Gegenden sind Grabsteine üblich, bei uns werden nur Kreuze aufgestellt. Hans Neuschmid
Formgebend - 200 Jahre Schmiedekunst aus Erl
Der gleichmäßige Rhythmus des Hammers. Die magische Anziehungskraft des Feuers und das hypnotisierende Flammenspiel. Schnell ist geklärt, warum Hans Neuschmid die Schmiede der Familie in Erl übernommen hat. In achter Generation.
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Spielerei
Neben Auftragsarbeiten hat Hans Neuschmid eine verspielte Seite. Die lebt er an Samstagen aus. Da entwirft er eine Vorrichtung, um auf dem Brunnen im Garten einen drehenden, beleuchteten Christbaum zu installieren. Oder eine »Power-Point-Präsentation für Schmiede«. Ein Gerät, das sich wie eine Mühle dreht, zeigt Bilder seiner geschmiedeten Objekte. Auch Aschenbecher mit mechanischen Kurbeln und Glocken für Stammtische macht er. Natürlich mit dem gewünschten Motto. Einem Gasthaus mit Biker-Stammtisch hat er ein Motorrad geschmiedet. Sobald daran gedreht wird, läutet eine Glocke. Dann heißt es: »Schnaps für Alle.« »Die Wirtin ist zwei Wochen später gekommen und hat mir voller Freude erzählt, dass sich der Aschenbecher in wenigen Tagen bezahlt gemacht hat«, schmunzelt der Schmied.
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Fingerspitzengefühl
Sie werden immer weniger, die kleinen Werkstätten. »Im Brixental gibt es noch ein paar so kleine Schmieden wie meine«, erzählt Hans Neuschmid. In der Unteren Schranne außer der von Hans Neuschmid keine mehr. Schon aufgrund des Namens wundert es nicht, dass in seiner Familie seit 200 Jahren geschmiedet wird. Das Gebäude ist im Vergleich noch relativ jung: Der Opa von Hans Neuschmid hat es gebaut. Mitten im Dorfzentrum des Grenzortes. Wo Hans Neuschmid in dritter Generation regelmäßig Feuer schürt und in achter Generation Eisen zu Kunstwerken formt.
Wer will, kann Hans Neuschmid in seiner Werkstatt besuchen:
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